Erste Gedanken zum G20-Gipfel in Hamburg

Ich war die letzten Tage in Hamburg bei den Protesten gegen den G20-Gipfel. Bevor ich mir zu viel angucke und durchlese möchte ich erstmal ein kurzes, sehr subjektives Fazit schreiben, in dem ich mich nur auf meine Beobachtungen und Eindrücke vor Ort beziehe.

Aus meiner Perspektive fühlen sich die Aktionen wie ein großartiger Erfolg an. Ich beziehe mich bei dieser Bewertung auf vier zentrale Punkte, die erreicht wurden:

  1. Es wurde gezeigt, dass ein solcher Gipfel nicht ungestört durchgeführt werden kann, erst recht nicht in einer deutschen Großstadt. Der Alltag in weiten Teilen von Hamburg kam wegen der Sicherheitsvorkehrungen für mehrere Tage zum Erliegen. Dennoch konnte der Beginn des Gipfels am Freitag um 2 Stunden verzögert werden, und die Veranstaltung in der Elbphilharmonie ebenso. Damit wurde nicht nur die Ankündigung der Protestorga wahr gemacht, sondern im Endeffekt auch die Einschätzung der Polizei bestätigt.

  2. Es wurde gezeigt, dass die deutschen Polizeien mit all ihren gebündelten Ressourcen an ihre Leistungsgrenzen gebracht werden können. Wie auch im Wendland reichten dafür im wesentlichen viele und entschlossene Menschen. Am Freitag gelang es der Polizei wiederholt selbst mit massivem Material- und Personalaufwand nicht, Menschenströme aufzuhalten. An anderen Stellen war deutlich, dass die Polizei nicht wie gewöhnt agieren konnte, weil sie nicht (mehr) über ausreichende Ressourcen verfügte.

  3. Es wurde fundamentaler Widerspruch gegen die Weltordnung, für die dieser Gipfel steht, deutlich. Am Freitag wurde der Betrieb im Hafen durch eine einfache Sitzblockade und Demo real durcheinandergebracht. Am Samstag fand eine riesige, linke Demo statt; die größte an die ich mich erinnern kann.

  4. Es wurde großartige Solidarität demonstriert. Viele Leute in Sankt Pauli und Altona, aber auch überall anders in Hamburg haben die Proteste und Aktionen unterstützt wo sie nur konnten. Der FC St. Pauli und seine Fanszene haben sich so umfassend und praktisch hinter den Protest gestellt, dass ich persönlich mir nicht vorstellen kann wie es ohne ihn hätte funktionieren können. Alle Gruppen haben politische und sonstige Widersprüche zumindest soweit überwunden, dass sie solidarisch und gemeinsam agieren konnten. Es gab wie schon geschrieben ein riesige, gemeinsame Demo.

    Ich finde es ärgerlich, dass vor allem Donnerstag- und Freitagnacht ausgerechnet jene Projekte und Kieze die so essenziell für die Aktionen waren gefährdet und in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ich könnte es gut verstehen wenn Menschen aus Hamburg mir in diesem vierten Punkt nicht zustimmen.

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