Die Welt verändern?

Ich bin schon lange auf der Suche nach politischen Aktivitäten, die möglichst effektiv sind, am meisten verändern, am ehesten revolutionäres Potential haben. Wenn ich stattdessen lokal arbeite, oder zu einer spezifischen Sache, dann werfe ich mir oft vor, damit meinen Anspruch auf gesamtgesellschaftlichen Wandel aufzugeben. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass das ein grundsätzlich falscher Gedanke ist. „Die Welt verändern?“ weiterlesen

Queer genug sein

Ich glaube, viele queere Menschen haben zeitweise das Gefühl, ihre Identität oder (Selbst-)Bezeichnung fälschlich zu nutzen – manche nennen das »Queer impostor syndrome«. Ich möchte ein paar Überlegungen zu Selbstdefinition, Normen, Passing, Zweifeln und meine eigenen Erfahrungen damit beschreiben. Warnung zum weiteren Inhalt: Ich führe dieses Gefühl auf zum Teil internalisierte zum Beispiel sexistische Sortierungsmechanismen zurück, und die werde ich beschreiben. Ich hoffe dass es für einige hilfreich ist, zu lesen, dass auch andere Menschen mit solchen Zweifeln kämpfen, aber überlegt ob grad der richtige Moment dafür ist. „Queer genug sein“ weiterlesen

Gleichmacherei

Ich bin grundsätzlich sehr davon überzeugt, von Unterschiedlichkeit zwischen Personen auszugehen, sie anzustreben und als gesellschaftliche Ressource zu verstehen; davon, dass Menschen in Gruppen unterschiedliche Rollen haben; davon, dass Beziehungen asymmetrisch sind und sich wandeln. Ich habe aber zunehmend das Gefühl, dass diese Überzeugung von mir und anderen und allgemein gesamtgesellschaftlich und in emanzipatorischen Kreisen genutzt wird, um Machtverhältnisse leichter verdaulich zu machen und unterschiedliche Zugänge zu Ressourcen zu festigen. Daher tendiere ich dazu, zumindest als Zwischenschritt Strukturen und Prozesse einzusetzen, die dazu anregen bzw. teilweise erzwingen, dass alle auf gleiche Art beteiligt sind; die nicht auf Freiwilligkeit und Eigeninitiative basieren. Im Einzelnen sind diese Regelungen glaube ich recht bekannt und gut verstanden, aber zusammen ergeben sie für mich ein Muster, das mich zweifeln lässt wie viel auf Unterschiedlichkeiten eingehen ich eigentlich sinnvoll finde. „Gleichmacherei“ weiterlesen

Berufungsverfahren im zweiten #fsa09-Prozess

Im zweiten #fsa09-Prozess gab es noch ein Berufungsverfahren in den letzten Monaten. Es zeichnete sich schon ab, dass das in keine gute Richtung dreht, aber was die Richterin laut taz geurteilt hat, finde ich schon sehr krass. Im Zivilprozess war dem Betroffenen ein Schmerzensgeld von 10.000 Euro zugesprochen worden, für »[einen] Oberlippen-Abriss, Hautabschürfungen, Schwellungen und eine Traumatisierung«. In der ersten Instanz des Strafverfahrens gab es noch 120 Tagessätze für die beiden Hauptbeteiligten. Im Berufungsverfahren wurde jetzt auf 80 bzw. 20 Tagessätze à 50 Euro entschieden.

Was mir daran wirklich aufstößt, ist, dass der Polizist der mich schlug, 80 Tagessätze à 60 Euro zahlen musste. Das ist gleich viel bzw. mehr. Für einen leichten Schlag auf den Rücken. Wer die Nerven und das Geld hat kann sich also aus allem rausprozessieren.

In der taz kommentiert Sebastian Puschner:

Aus vorsätzlicher wird fahrlässige Körperverletzung. Aber wie soll sich der Laie denn bitte schön sonst eine „vorsätzliche“ Körperverletzung vorstellen als so, wie es das Video dokumentiert?