Die Brigitte möchte ab nächstem Jahr „ohne Models“ arbeiten und stattdessen auf Amateure zurückgreifen. Dafür startet sie die gleichnamige Kampagne und verkündet den Beginn einer „neuen Epoche“. Neben allerlei Individualismus- und Graswurzelfeierei wird als Begründung auch der Umstand genannt, dass professionelle Models mittlerweile zu „dürr“ wären. Warum das ganze dennoch kein Meilenstein im Kampf gegen Lookism und Sexism ist.
Die Brigitteredaktion sieht sich selbst als Opfer: Modelabels würden so kleine Kleidung liefern, dass zwangsläufig entsprechend dünne Modelle zum Einsatz kämen. Als besondere Absurdität müssten die Ergebnisse hinterher mit Photoshop bearbeitet werden, um die Frauen „natürlicher“ erscheinen zu lassen. Damit ist jetzt Schluss – ab Januar 2010 sollen nur noch „normale“ Frauen mit „normalen“ Figuren im größten deutschen Frauenmagazin zu sehen sein.
Tatsächlich werden Photos von zu dünnen Models regelmäßig nachbearbeitet. Dabei geht es jedoch nicht darum, die Proportionen „natürlicher“ erscheinen zu lassen; lediglich die als unästhetisch empfundenen Aspekte des Untergewichts sollen verschwinden: Herausstechende Hüftknochen, das Dekolleté oder die Seiten verunstaltende Rippen, unregelmäßige Oberschenkel. Von einem „auf normal dick photoshoppen“ kann also nicht die Rede sein. Das Ideal ist immer noch absurd dünn, aber gleichzeitig gesund und nicht knochig.
Die Brigitte findet diese selbst jahrelang gelebte nun Praxis „pervers“ und möchte jetzt auf die Beschwerden von Leserinnen eingehen, die sich mit den abgebildeten Models nicht identifizieren konnten. Dass die jetzt rekrutierten Amateurmodels wirklich die im Schnitt 46-jährigen Brigitteleserin repräsentieren werden, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Auch der Fall der Lizzie Miller macht deutlich, dass die Modeszene sehr weit von der Realität entfernt ist.
Die Aktion der Brigitte ist also kein Paradigmenwechsel – Frauen sollen weiterhin einem dünnen Schönheitsideal entsprechen. Ganz im Gegenteil wird die Idealisierung sogar noch verschärft, in dem negative Aspekte der Dünnheit nicht akzeptiert werden.
… wirklich gut ist das vor allem nicht, weil den Leserinnen beim Anblick der bestimmt ebenfalls sehr schlanken künftigen Models noch stärker ein vermeintliches Ideal suggeriert wird – schließlich zeigen die Bilder ja künftig „normale“ Frauen.
Vielmehr wird die Brigitte künftig einen nicht zu verachtenden Betrag an Honoraren sparen, da „(Gelegenheits-)Models von der Straße“ wesentlich weniger verlangen als Profis.
Andererseits wäre ein wie auch immer geartetes Signal an die Designer, dass reale Frauen durchaus Hüfte haben, Po und Busen, wirklich notwendig … aber es ist eben extrem viel einfacher, für Bretter Kleidung zu entwerfen als für Kurven! Daran wird auch eine Brigitte nichts ändern!
Die Honorar-Diskussion gab es bei der Mädchenmannschaft auch, dort wurde aber mit Verweis auf die Süddeutsche behauptet, die Amateure würden gleich entlohnt werden – obwohl in dem Artikel nur „vergleichbar“ steht. Dafür werden höhere Kosten für die Shootings geltend gemacht …
na, das glaub ich erst, wenn ich es sehe ;-)
Müssen die denn auch gleich die Leserinnen repräsentieren? Es ist ja okay gegen zu dünn zu sein, aber das muss ja nicht gleich bedeuten, dass man auf den Schnitt der Gesellschaft geht.
ich denke, dass man auch bei dem heutigen Schönheitsideal gesund sein kann und es nicht immer zu dünn bedeuten muss. Und dick hat ja auch erhebliche Nachteile. Ich habe zu Schönheit und Kultur einen Blogbeitrag geschrieben, würde mich über Kommentare freuen.
Mir ist es egal, ob die Brigitte-Models die Leserinnen des Magazins repräsentieren oder nicht. Es geht auch nicht darum, ein anderes Schönheitsideal zu etablieren oder Menschen als gesund oder krank zu bezeichnen.
Mit dem biologistischen Quatsch den du da in deinem Blog verbreitest werde ich mich nicht weiter auseinandersetzen.