re:publica 2009 – Die Meinung der Anderen

In den letzten Wochen habe ich noch einige Positionen zur re:publica gelesen, die ich hier kurz erwähnen möchte. Meine eigenen Betrachtungen, auf die ich mich hier auch beziehen werde, sind in den Beiträgen „re:publica 2009 Tag 1“ und „re:publica 2009 Tag 2 und 3“ zu finden.

Christiane Link, die am zweiten Tag über virtuelle Identität redete, berichtet von unschönen Erfahrungen, die sie als Rollstuhlfahrerin auf der Konferenz machen musste. Auffällig dabei finde ich, dass bei den Planungen anscheinend alles gut lief, und sich lediglich Angestellte der Veranstaltungsorte ignorant verhielten. Wie bei vielen Diskriminierungen weicht die Realität vom behaupteten Selbstverständnis ab.

Markus Beckedahl behauptet: „Übrigens fand ich den Vorwurf ziemlich lustig, das diesjährige Konferenzprogramm sei total unpolitisch. Hatte ich mir doch vorher Sorgen gemacht, dass es als zu politisch angesehen werden konnte, weil viel mehr politische Veranstaltungen in dem Programm zu finden waren, als auf einem Chaos Communicaton Congress zu finden sind.“ Es geht nicht nur darum, wie viele Veranstaltungen als wie politisch angesehen werden – ganz abgesehen davon bezweifel ich, dass auf dem größeren C3 weniger politische Vorträge zu finden sind –, sondern was es bringt. Bei Lawrence Lessig sitzen – und selbst das haben schon nicht Viele geschafft – und sich erzählen lassen wie dringend doch etwas getan werden muss beruhigt vielleicht das Gewissen, aber bringt nichts. Ich hatte auch nicht den Eindruck dass sich da die Avantgarde des digitalen Aktivismus theoretische Grundlagen erarbeitet.

Selbstverständlich wurde alles was es zu dem Thema zu sagen gibt schon von Fefe geschrieben. Da wäre „Ich komme aus dem Facepalmen gar nicht mehr raus“, was meine Stimmung vor der re:publica und am ersten Tag sehr gut beschreibt. Weiter geht es mit der „kurzen Durchsage“: „Nein, ich meinte nicht, dass ihr auf der re:publica über die Finanzkrise reden sollt. Ich meinte überhaupt nicht die Finanzkrise. Scheiß auf die Finanzkrise. […]“ Und dann gibt es das ganze noch etwas konkreter, quasi die Soll-ich-es-dir-aufmalen-Variante von „Hört endlich auf euch den Arsch breitzusitzen und euch dabei auch noch toll und revolutionär zu fühlen“: „Wisst ihr, wie man einen guten Datenschutzbeauftragten von einem schlechten Datenschutzbeauftragten unterscheiden kann?“ Zur Erklärung: Peter Schaar, unser aller Datenretter, hielt am Donnerstag einen Vortrag auf der re:publica.

Teresa Bücker schreibt unter dem Titel „helden in hosenträgern“ über den ersten Tag der re:publica. Sie kritisiert ausführlicher was mich auch störte: Die Homogenität und Ideenlosigkeit dessen, was uns als „Deutsche Blogszene“ verkauft werden sollte. Besonders schön die Beschreibung der Podiumsteilnehmer: „Die Männer […] erinnern merkwürdig stark an eine Komponente, die in der Ursachenforschung der Krise von Finanzmärkten und Wirtschaft oftmals in der Kritik stand: Vorstände.“

Die Mädchenmannschaft hat am 20. April auch einen Versuch gestartet, wichtige wiederkehrende Aspekte zentral in einem „feministischen Lexikon“ zu behandeln. Bisher werden nur einige Begriffe sachlich und oberflächlich erklärt, ich würde mir ein stärkeres Eingehen auf Debatten und Argumente wünschen. Und ein Wiki, selbstverständlich – Eine WordPress-Seite ist nicht wirklich die richtige Technik für so etwas. Trotzdem freue ich mich, dass meine Kritik damit zumindest zum Teil hinfällig ist. In ihrem „re:sümee“ schreibt Katrin davon, „gezielt die kompetenten Frauen […] bekannt [zu] machen und auf die Podien [zu] platzieren“. Das ist eine gute Idee, aber wie ich schon schrieb wäre keine der anwesenden Frauen bereitgewesen, die deutsche Blogszene auf dem großen Podium zu repräsentieren.

Elisabeth Rank beschreibt ihren Tag 2 chronologisch, gerade zu log-artig, und trifft dabei sehr vieles auf den Punkt. Auch die Kommentare sind lesenswert, so erklärt Teresa Bücker bsw., weshalb sie nicht bei „Wenn Frauen Bloggen“ auf dem Podium saß.

Eine Antwort auf „re:publica 2009 – Die Meinung der Anderen“

  1. «Es geht nicht nur darum, wie viele Veranstaltungen als wie politisch angesehen werden – ganz abgesehen davon bezweifel ich, dass auf dem größeren C3 weniger politische Vorträge zu finden sind –, sondern was es bringt.»

    Technik ist keine Politik. Weil Technik ja auch keine Kultur ist. Politik und Kultur ist nur, wo die Politk- und Kulturschilder (oder gerne auch Etiketten (Etiketten)) dranhängen.
    Ja klar.
    Wenn die Etikette den Inhalt bestimmt, ists mit der Politik schon zu Ende.
    Wie oft beschworen, trifft das auf Technik nicht unmittelbar zu. („Waffen töten keine Menschen.“ „Technik selbst ist weder gut noch schlecht.“).
    Politik und der andere Quatsch muss daher als Kulturtechnik gesehen werden. Demnach muss sie sich dann auch mit der Frage konfrontiert sehen, welches Anwendungsfeld sie suggeriert.
    Nicht nur umgedreht, sondern direkt aus dem gleichen Grund ist der bestimmte Austausch über bestimmte Techniken direkt politisch.

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