Vor zwei Monaten habe ich über Sprache und Geschlecht geschrieben. Seit dem gab es unter anderem einen beeindruckenden Tweet von Frank Rieger. Auf diesen und andere neue Punkte möchte ich hier eingehen. Auf andere Dinge, die ich schon im ersten Text beantwortet fand, habe ich noch mal in der insgesamt lesenswerten Diskussion Stellung bezogen (@xbg, slowtiger, M, Avi).
Zwei Punkte kamen mehrmals, obwohl ich dachte sie wären klar, darum wiederhole ich sie hier noch mal: 1. Es geht nicht um eine Neutralisierung von Sprache. „Studierende“ lehne ich explizit im Text ab. Die englische Sprache ist keine Verbesserung – da gibt es halt kein generisches Maskulinum, sondern ein generisches Neutrum, in dem die Leute ihre Geschlecht-, Rasse-, Klasse-, Alter-, Aussehen-Kategorien unterbringen. 2. Ich missioniere nicht für die eine oder andere oder überhaupt irgendeine geschlechtersensible Sprache. Ich wehre mich gegen Leute, die sich unter meinen beiden schönen Blogposts über ihre Schmerzen angesichts meiner Sprache ausbreiten. Deshalb schrieb ich auch: „Sofern ihr euch nicht gerade in linksradikalen, tendenziell profeministischen Kreisen herumtreibt, werdet ihr wohl nie in die Verlegenheit kommen, euch zu rechtfertigen“.
Die real existierende Rezeption
Autor_innen, die sich Sorgen über die Rezeption ihres Textes machen, kann ich nur eines sagen: Zu recht. Es werden Beschwerden kommen, solange ihr nicht gerade für ein feministisches Publikum schreibt, und selbst da könnte es Diskussionen über die richtige Technik geben. Ihr werdet euch über Kommentare ärgern. Es wird die Diskussion vermutlich wie bei mir dominieren.
Keine Sorgen solltet ihr euch um Leute machen, die euren Text aufgrund dieser Entscheidungen nicht lesen. Wer einen Text ohne das von euch gewählte Mittel lesen will, will nicht euren Text lesen, sondern eine Zusammenfassung in sein Hirn gepumpt kriegen. Euer Text mag kein Faust sein, ein Lexikoneintrag über Faust ist er aber erst recht nicht. Ein extremes Beispiel ist der Sammelband »Was ein rechter Mann ist …«, in dem Gender_gaps geradezu semantisch eingesetzt werden.
Von Lesbarkeit und Inhalten
Rieger hat eine Menge Probleme mit Texten mit Gender_gaps: Es fehle an „Lesbarkeit“, er könne die „Inhalte [nicht] rezipieren“, ein solcher Text würde „den Flow“ brechen und die Lesegeschwindigkeit „halbieren“. Zusammengefasst: Solche Texte zu lesen ginge nicht „ohne Schmerzen“.
Dazu Folgendes: Eine Person, die die Lektüre einer meiner Artikel aufgrund geschlechtersensibler Sprache abbricht, ist ein WIN. Leute, die sich von einem solchen Stilmittel so persönlich angegriffen fühlen, dass sie nicht weiterlesen können, konfrontiere ich lieber mit meinem Feminismus als dem „eigentlichen Inhalt“ des Textes – da habe ich vermutlich mehr an Agitation als im eigentlichen Text.
Rieger redet von Lesegeschwindigkeit und Lesbarkeit. Das ist selbstverständlich Blödsinn – Menschen können sich schnell an alle möglichen Schriftbilder gewöhnen, und grad sowas wie „_innen“ ist leicht als zusammenhängendes Konstrukt zu erkennen. Die Geschwindigkeit, in der das Gelesene aufgenommen wird, mag allerdings in der Tat sinken, wenn alles erst einmal mit den eigenen (sexistischen) Kategorien in Einklang gebracht werden muss. So eine Auseinandersetzung kann sicher auch schon mal „den Flow“ brechen.
Ich glaube, es besteht ein Unterschied zwischen „ich breche die Lektüre dieses Textes ab, weil das Minus des Lese-Aufwands das Plus meines Interesses übersteigt“ und „ich fühle mich von der Sprache dieses Autors in meinem Weltbild erschüttert und werde es fortan überdenken“.
@plomlomplom Ich denke, wenn, dann ist der Unterschiede minimal. Es ist auch eine Sache der Gewöhnung. Wer einmal mit geschlechtersensibler Sprache anfängt, ist bald von „normalen“ Texten auch irritiert. Ich setze Gender Gaps ganz bewußt ein, weil ein Raum mit Student_innen eben ein anderer ist als einer voll mit Studenten oder Studentinnen. Im Umkehrschluss kann ich bei Autor_innen die nicht so schreiben aber nie sicher sein, ob sie gerade ein generisches Maskulinum verwenden oder tatsächlich eine Situation mit ausschließlich Männern beschreiben. Vielleicht sogar, ohne das zu reflektieren und dann noch einmal extra darauf hinzuweisen.
PS: Da fällt mir auf, dass der Text unter dem Kommentarfeld auch ausschließlich die männliche Form verwendet. Ich bin als Urheberin trotzdem mit der Lizenz einverstanden.
korrigiert, danke für den Hinweis :)
Ich bin mittlerweile so in diesem Gendersprech und Genderschreib dr_innen, dass ich Menschen irritiert anschaue oder lese, die nicht gendern. Und ich hab nicht mal ein halbes Jahr Gewöhnungszeit (im Lesen, Sprechen und Schreiben) gebraucht. Alles faule Ausreden! Ich halte es mit Adrian: Wer Argumente gegen inklusive Sprache findet, hat eindeutig zuviel Hegemonie geatmet.
„Menschen können sich schnell an alle möglichen Schriftbilder gewöhnen, und grad sowas wie „_innen“ ist leicht als zusammenhängendes Konstrukt zu erkennen.“
Also eigentlich sagt da die Leseforschung etwas anderes. Greif mal aus deinem Bücherregal paar Bücher heraus und schau dir die Schrift vom Fließtext einmal an. Es dürfte sich in 99% der Fälle um eine Serifenschriftart (Serifen = ganz kleine Abstriche an den Buchstaben) handeln, denn diese erhöhen die Lesbarkeit.
Ebenfalls aus Gründen der Lesbarkeit gibt es bei Zeitungen auch kurze Zeilen in mehrere Spalten statt ganz langer Zeilen.
Was ich damit sagen will: Lesende gewöhnen sich keineswegs so schnell an alle möglichen Schriftbilder. Lesbarkeit ist nichts, was von alleine entsteht, wenn man es dem Leser oder der Leserin häufig genug vor die Nase setzt. Auch wenn ich 20.000 Texte in reinem Comic Sans lese, wird Comic Sans dadurch nicht irgendwann für mich lesbarer, das ist erwiesenermaßen Blödsinn.
„Eine Person, die die Lektüre einer meiner Artikel aufgrund geschlechtersensibler Sprache abbricht, ist ein WIN.“
Vielleicht sehe ich es zu pragmatisch, aber durch das Lesen eines feministischen Textes wird man höchstwahrscheinlich eher seine Meinung zum Feminismus ändern als durch das Nicht-Lesen eines feministischen Textes. Denke plomlompoms Punkt ist gar nicht so unwesentlich.
Ich bin mittlerweile so in diesem Krautsprech und Krautschreiben, dass ich Menschinnen irritiert anschaue oder lese, die nicht trollen. Und ich hab nicht mal ein halbes Jahr Gewöhnungszeit (im Lauern, Sprechen und Schreiben) gebraucht. Alles faile Ausreden! Ich halte es mit Bernd: Wer Argumente gegen aggressive Sprache findet, hat eindeutig zuviel Harmonie geatmet.
Macht es sich der Feminismus nicht ein klitzekleines bisschen zu einfach, wenn er Kritik an einer seiner kritikwürdigsten „Errungenschaften“ immer nur als „Sexismus“ des Kritikers wahrnimmt? Ich finde das sehr … eindimensional.
In meinen Augen ist Binnen-I/Gender gap ja einer der größtmöglichen Fußschüsse, den sich „die Bewegung“ verpassen konnte.
Andere Schreibweisen bremsen natürlich aus. Was Nur-Kleinschreibung angeht, so ist das auch nachgewiesen worden. Ich sehe den Gender-Gap als gezielte Provokation, die ich so akzeptieren kann, wenngleich ich es selber nicht verwenden möchte. Tendenziell halte ich nicht so viel davon für echte Texte immer neue Umformungen auszudenken. Ich habe mir schon überlegt, dass ich, da ich mich nicht primär über mein Geschlecht definiere ja das „#“ nehmen könnte, um das auch noch auszudrücken. Dann würde das Köch#in heißen statt Köch_in oder KöchIn. Ist natürlich nur ein Scherz. Ich finde gute Lesbarkeit durchaus einen legitimen Ansatz – und wenn wir in viele Texte der offiziellen Politik schauen, dann sehen wir zwar oft geschlechtergerechte Sprache, weil das Usus ist. Aber wir sehen keine andere Politik. Sprache ist schon wichtig – und mit Sprache zu provozieren – von mir aus. Aber auch ich würde einen Gender_Gap-Roman wohl lieber nicht anfangen zu lesen. Sprach- und Satzzeichenexperimente gab es schon immer. Man kann daran was lernen. Aber im Moment ists ja so, dass viele Texte drei verschiedene Schreibweisen enthalten bei geschlechtsspezifischen Bezeichungen – und da kriege ich die Krise. Ich erwarte da zumindest, dass man sich vorher auf eine Form einigt. Sonst wirkt es doch stark unprofessionell und beiebig. Ob wohl noch wieder was Neues nach dem Gender_gap gibt?
Ich bin ja gelernter DDR-Bürger. Insert standard disclaimer here, aber das mit der Gleichberechtigung der Frau, das hat da wesentlich besser funktioniert. Alle Frauen hatten beispielsweise einen Anspruch auf einen Arbeitsplatz, und den auch problemlos bekommen. Kinderbetreuung funktionierte wunderbar und zu jeder Lebenslage, ob während des Studiums, als Berufsanfänger oder später. Es gab die Pille und im Notfall auch Schwangerschaftsabbrüche, und zwar kostenlos und ohne moralischen Druck.
Und alles ohne Binnen-I oder gender gap.
Diese Versuche, der ganz offensichtlich, weil nicht sprechsprachengeeigneten, untauglichen Verbesserungen der Sprache kommen mir immer so vor wie der verzweifelte Versuch, im Kleinen etwas zu ändern, wenn man schon die großen Gender-Probleme nicht lösen kann.
@Andreas: Ohne mit deinen anderen Punkten übereinzustimmen, muss ich auch noch ergänzen, dass es beim Gender_Gap nicht nur um Frauen und Männer geht, sondern auch um Personen, die sich dem zweigeschlechtlichen System entziehen wollen, sich beiden oder sich keinem der „beiden“ Geschlechter zugehörig fühlen.
Auch wenn ich dein Ansinnen mit der Gendergap verstehe und nichts dagegen haben muss ich sagen dass mich deine Argumentation hier äusserst anstösst.
Am Ende deines Blog-Posts ziehst du den Schluss dass Frank Rieger lügt und inhaltliche Probleme hat. Nicht weil du irgendwelche untermauernde Argumente für die These hast, sondern einfach weil der Herr Adrian Lang das so beschlossen hat.
Es mag ja sein dass du technische Einwände nicht einsiehst, weil du die entsprechende Nachforschung nicht betreiben willst und das Hintergrundwissen nicht hast. Wenn du das dann auch als deine Meinung ausdrückst kann ich damit leben. Jeder Mensch hat so seine Meinungen.
Aber auf dieser Basis andere Menschen zu verleumden und ihnen niedere Beweggründe unterzuschieben ist gelinde gesagt unterste Schublade, vor allem wenn man im Kontext des gleichen Textes um Verständnis für die eigenen Meinungen wirbt.
Ich behaupte nicht, dass er lügt. Ganz im Gegenteil, ich nehme ernst was er schreibt. Ich kritisiere zwei Dinge:
1) Sein Umgang mit Texten: Dass er überhaupt dermaßen Wert auf eine rein technisch hohe Lesegeschwindigkeit legt, dass er Inhalt und Form so voneinander trennt, oder vielmehr, Form ihm so egal ist, usw.
2) Sein unkritischer Umgang mit sich selbst: Dass er „Schmerzen“ beim Lesen eines Textes empfindet, und das auf seine verminderte Lesegeschwindigkeit zurückführt, anstatt sich mit seinem evtl. vorhandenen eigenen Sexismus auseinanderzusetzen.
> Ich behaupte nicht, dass er lügt
> 2) Sein unkritischer Umgang mit sich selbst: Dass er „Schmerzen“ beim Lesen eines Textes empfindet, und das auf seine verminderte Lesegeschwindigkeit zurückführt, anstatt sich mit seinem evtl. vorhandenen eigenen Sexismus auseinanderzusetzen.
Du widersprichst dir da selbst. Er macht eindeutig und glaubhaft klar dass es ihm nur um technologische Bequemlichkeit geht, während du sexistische Gründe unterstellst. Ich bitte dich darum mal ein wenig kritischer zu hinterfragen ob du nicht eher deine Wünsche betreffs seiner Motivation auf sein Verhalten projezierst.
> 1) Sein Umgang mit Texten: Dass er überhaupt dermaßen Wert auf eine rein technisch hohe Lesegeschwindigkeit legt, dass er Inhalt und Form so voneinander trennt, oder vielmehr, Form ihm so egal ist, usw.
Also als Programmierer kann ich das gut nachvollziehen. Wenn mir ein fremder Perl-Code in die Hände fällt mach ich auch erstmal perltidy. Und wenn ich das nicht hätte, hätte ich bei so manchem Prachtstück schon von Vornherein „Nix da.“ gesagt weil es für mich einfach nicht flüssig lesbar war. Und nach nichts anderem fragt Rieger auch. Leider ist es nur mit natürlichen Texten nicht ganz so einfach.
Wo widerspreche ich mir? Ich sehe keine „glaubhafte Erklärung“. Er setzt sich überhaupt nicht mit dem Thema Sexismus auseinander. Das fehlt mir. Fertig.
Zu deinem Code-Vergleich: Programmiersprachen sind wesentlich formaler als normale Ausdruckssprachen, und selbst bei diesen gibt es einige andauernde Streitereien über Formatierung. Außerdem geht es hier ja auch um mehr als Interpunktion – vergleichbar wäre es eher damit, einen selbstgeschriebenen Code-Optimizer über den C-Code anderer Leute zu jagen. Ich würd das eher nicht machen, vor allem nicht, wenn ich mich ja grad mit dem Code anderer Leute auseinandersetzen möchte – ich setze mal voraus, dass diese Auseinandersetzung Ziel beim Lesen eines Textes ist. Wenn ich den Code stattdessen selbst weiter bearbeiten will – nun, dann kann ich machen was ich will, aber das wird beim Remixen eines Textes nicht anders sein.
Deine Argumente greifen nur wenn zwischen Soldaten und Soldat_innen ein Bedeutungsunterschied besteht würde, was jedoch nicht der Fall ist. Sein Entfernen würde den Inhalt des Textes nicht verändern, nur das Äquivalent eines Solidaritätsfähnchens das auf jeder Seite eines Buches an die Seitenzahl geklebt ist entfernen.
Es ist überhaupt nicht nötig, die unveränderte Lesbarkeit zu betonen – es ist ein Gap, weil es ein Gap abbildet; es soll drüber gestolpert werden, weil darüber so viele stolpern.
Wer nur mit diesen Nutzenerwägungen an den Text herangeht, macht sich ja schon dadurch zum Teil des Problems.
sehr richtig. zeitverschwendung mit einer ideologisierten (= zwecklosen) diskussion, denn ideologien oder glaubenssysteme sind argumenten nicht zugänglich.
Mir hat es selbst extrem geholfen, gendergap zu schreiben und zu sprechen (und zu hören und lesen): Es erinnert mich tatsächlich immer wieder daran, dass ich nicht bloß über „Männer“ spreche, und diese Erinnerung ist sehr nötig für mich. D.h. unabhängig davon, ob es einen positiven Effekt auf meine Umgebung hat, ist es für mich eine hervorragende Methode, meinen eigenen Kopf aufzuräumen.
Liebe Grüße an der Stelle an die Kolleg_innen, die auch Probleme haben, Texte im generischen Maskulinum zu lesen, das ging mir ebenfalls sehr schnell so; witzig, das von anderen zu hören:-)
Hallo Adrian,
nach Lesen deiner Artikel wollte ich fragen, ob es nicht eine Überlegung wert ist sich auf folgende Lösung einzulassen:
Immer gerade so sprechen (& rezipieren), wie es der Kommunikation (und den damit verbundenen Zielen und Anschauungen) am ehesten dienlich ist.
Das bedeutet in letzter Konsequenz:
1. Es kann kein (pauschales) Branding geben (weder positives noch negatives) im Sinne: diese Sprachform ist sexistisch, jene ist es nicht.
2. Es kann keine Regeln oder keinen Code geben, auf den man sich einigt, da eine Kommunikation immer zwischen Individuen mit unterschiedlichen Codes stattfindet.
Ausgehend von dem, was ich von dir gelesen habe glaube ich, dass unsere Meinung da nicht weit auseinander geht. Mir, die ich mich oftmals in linken und profeministischen Kreisen aufhalte, ist es bereits des Öfteren passiert, dass ich allein basierend auf dem Ausdruck (und nicht der dahinter liegenden Idee) kritisiert wurde. Normierung und Standardisierung ist daher meiner Meinung nach auch in „diesen Kreisen“ ein Problem, weil sie fälschlicherweise suggeriert man könne Sprachform und Bedeutung aneinander kleben.
Es gibt (leider) keine emanzipative Sprache, nur emanzipatives Sprechen – und das allein garantiert (erneut: leider) noch keine emanzipative Kommunikation.
sexismus ist es nicht-vorhandene unterschiede zu sehen, nicht das nicht-sehen von vorhandenen unterschieden.
und das grammatikalische geschlecht bestärkt leute in ihren frauen- und männerkompexen (aka gender).
mir ist das geschlecht von den allermeisten leuten egal. die fälle in denen es mich interessiert haben mit dem interesse an speziellen sexuellen praktiken. (hätte ich mehr mit medizin, psychologie oder pornographie zu tun währe das wohl auch oft ein unterscheidungsgrund)
es mir ständig vorzujodeln ist eine verschwendung meiner zeit und kognitiver ballast.
ja, ich halte es für eine gute idee das grammatikalische sexismen wegzufiltern, nur sollte es ein bisschen konsequenter sein als Frank’s vorgeschlagerer filter.
nicht zuletzt weil das mir vermutlich helfen könnte mir alternative (eigene) schreibweisen anzugewöhnen.
es macht sicherlich auch sinn sexismen und geschlechterverhältnisse in unserer gesellschaft empirisch zu untersuchen. allerdings ist dafür „inkusive sprache“ auch nicht zu gebrauchen da sie diese verhältnisse nicht ausdrückt. „informatiker_innen“ kann zb darüber hinwegtäuschen das hier sexistischer bullshit kursiert.
achja und dieses „ma soll drüber stolpern“ ist offenbar kompletter bullshit… was habe ich davon wenn leute meine texte schlecht lesen können?
schonmal darüber nachgedacht l13b3r 1337 2u 5chr31b3n? könnte das das dem leser mathematische verständnis verbessern oder sie für ’nerd-themen‘ sensibilisieren, weils sie sich dauernd einen abbrechen bei dem versuch den kram zu lesen?
ist nix anderes als ne lahme ausrede, wenn nicht sogar obskurantismus. letzteres währe alles andere als emanzipatorisch.
Ich bin echt gespalten was das „Gendergap“ angeht.
Einerseits finde ich es eine deutliche Verbesserung der Lesbarkeit im Gegensatz zu Binnen-I und dem Aufzählen beider Formen (Bürger und Bürgerinnen) sowie der konstruierten Nutzung von Neutren (Studierende & Co.). Generell finde ich die Forderung dass auch die weibliche Form genannt werden soll auch durchaus berechtigt.
Andererseits gibt es immer noch viele Situationen in denen es einfach nicht richtig passt „Freund_innen“ zum Beispiel hat eher einen Hang dazu zu transportieren ich würde nur weibliche nahe Bekannte meinen weil die „Freunde“ nicht vorkommen höchstens der „Freund”. Auch finde ich das Argument, dass Sprachen in denen es die Bezeichnungen nur in ihrer neutralen Form gibt das Problem verdecken, nicht stichhaltig. Das hört sich an wie http://yyets.us/2011/01/19/the-colbert-report-the-word-disintegration/
Ich bin also tatsächlich unschlüssig ob ich das „Gendergap“ benutzen sollte (btw: wer hat sich eigentlich diesen bescheuerten Namen ausgedacht?). Bei anderen Autor_innen (wieder so ein Fall in dem es nicht passt) bin ich immer noch der Meinung, dass das jeder so machen kann wie er/sie es gerne möchte und auch die Aufregung über Menschen die eine Möglichkeit suchen das beim Lesen rauszufiltern kann ich nicht so ganz verstehen. Küchentisch-Psychoanalysen bei denen man dem Gegenüber sowieso unterstellt sexistisch zu sein bringen ja auch niemanden weiter.
wenn eine geschlechtergerechte sprache irritationen hervorruft ist das ein sehr deutlicher hinweis, das es geschlechtergerechtigkeit nicht gibt.
Und dann ist irritation ja das mindeste was frau/man tun kann.
Eine Schreibweise, die sich nicht vernünftig aussprechen lässt, wird sich nicht durchsetzen.
Wenn ich jetzt noch trollen wollte, würde ich in den Raum werfen, dass Verwender von Binnen-I und Gendergap offenbar zu faul sind, Freundinnen und Freunde zu sagen oder zu schreiben, wenn sie beide meinen.