Gedenken an Novemberpogrome in Berlin

Am nächsten Montag, dem 9. November 2020, wird es 82 Jahre her sein, dass mit den Novemberpogromen die massenhafte und flächendeckende Vernichtung jüdischen Lebens und jüdischer Menschen in Deutschland und Europa begann (mehr Informationen über die Novemberpogrome gibt es beim Jüdischen Museum Berlin). Seit 30 Jahren gibt es in Moabit an diesem Tag eine antifaschistische Kundgebung & Demonstration. Im Jahr 2020 scheint das Erinnern an die Novemberpogrome wieder einmal nötiger und dringlicher als je zu vor. Antisemitische und faschistische Anschläge und Angriffe häufen sich, rechtsoffene Verschwörungstheoretiker*innen demonstrieren. Es wird wieder und weiter gemordet, gehetzt und gemunkelt.

Gleichzeitig ist während einer Pandemie öffentliches, gemeinsames Gedenken und Erinnern aber auch schwieriger. Viele Veranstaltungen werden ausfallen oder eingeschränkt stattfinden, viele Menschen werden nicht durch die Stadt fahren oder sich in Gruppen begeben wollen. Anstelle der traditionellen antifaschistischen Demonstration in Moabit, die ich seit vielen Jahren besuche, wird es dieses Jahr nur eine Kundgebung geben, und die Anreise möchte ich gerne vermeiden. Daher habe ich alternative Möglichkeiten des Gedenkens in Berlin gesammelt. „Gedenken an Novemberpogrome in Berlin“ weiterlesen

Queer genug sein

Ich glaube, viele queere Menschen haben zeitweise das Gefühl, ihre Identität oder (Selbst-)Bezeichnung fälschlich zu nutzen – manche nennen das »Queer impostor syndrome«. Ich möchte ein paar Überlegungen zu Selbstdefinition, Normen, Passing, Zweifeln und meine eigenen Erfahrungen damit beschreiben. Warnung zum weiteren Inhalt: Ich führe dieses Gefühl auf zum Teil internalisierte zum Beispiel sexistische Sortierungsmechanismen zurück, und die werde ich beschreiben. Ich hoffe dass es für einige hilfreich ist, zu lesen, dass auch andere Menschen mit solchen Zweifeln kämpfen, aber überlegt ob grad der richtige Moment dafür ist. „Queer genug sein“ weiterlesen

Gleichmacherei

Ich bin grundsätzlich sehr davon überzeugt, von Unterschiedlichkeit zwischen Personen auszugehen, sie anzustreben und als gesellschaftliche Ressource zu verstehen; davon, dass Menschen in Gruppen unterschiedliche Rollen haben; davon, dass Beziehungen asymmetrisch sind und sich wandeln. Ich habe aber zunehmend das Gefühl, dass diese Überzeugung von mir und anderen und allgemein gesamtgesellschaftlich und in emanzipatorischen Kreisen genutzt wird, um Machtverhältnisse leichter verdaulich zu machen und unterschiedliche Zugänge zu Ressourcen zu festigen. Daher tendiere ich dazu, zumindest als Zwischenschritt Strukturen und Prozesse einzusetzen, die dazu anregen bzw. teilweise erzwingen, dass alle auf gleiche Art beteiligt sind; die nicht auf Freiwilligkeit und Eigeninitiative basieren. Im Einzelnen sind diese Regelungen glaube ich recht bekannt und gut verstanden, aber zusammen ergeben sie für mich ein Muster, das mich zweifeln lässt wie viel auf Unterschiedlichkeiten eingehen ich eigentlich sinnvoll finde. „Gleichmacherei“ weiterlesen

Die Männer in Stranger Things

Ich habe vor kurzem die ersten beiden Teile von Stranger Things geguckt. Einer der Aspekte die ich an der Serie besonders mag, sind die Männer-Rollen. Die Männer und männlichen Jugendlichen in Stranger Things wirken auf mich in ihrer Vielfalt und Tiefe nicht einfach nur erfrischend, sondern haben mir geradezu schmerzhaft deutlich gemacht, was (mir) so fehlt in Filmen und Serien. Ich picke relativ willkürlich aus, wer mir beim Gucken aufgefallen ist, und analysiere nicht vollständig. Außerdem lasse ich alles andere, was großartig oder auch nicht ist an Stranger Things, aus. Der Text verrät so wenig wie möglich über die eigentliche Handlung. „Die Männer in Stranger Things“ weiterlesen